Das Verständnis der Gehörlosen (Poesie)

Unser Verständnis, unser Weltbild, dass unsere Hörbehinderung unsichtbar ist, war fremd für die Leute.

Die Hörenden wussten soviel, sie brauchten nichts von uns zu lernen.

Und das erlaubte ihnen, uns Hörgeschädigte für unwissend zu halten.

Die Gebärdensprache wurde verboten.

Das war Absicht:

Sie sagten sich, wir müssen diese Hörbehinderte zu Hörenden machen.

Vielleicht wollten sie damit auf ihre Weise sagen:

„Unsere Lebensweise ist gut, und ihr sollt sie auch haben.“

Aber:

Es war keine Liebe, was diese Dinge bewirkte.

Es ist einfach so:

„Nimmt man einem die geistige Freiheit weg, versiegt die Quelle, von der die Seele gespeist wird!“

© Judith Göller

Ähnliche Beiträge

  • 2. CI-Tag am 10. Juni 2006 – deutschlandweit

    Hier mehr Infos über den 2. CI-Tag An diesem Infotag gibt es in ganz Deutschland in großen Städten viele Aktionen und Informationen nach dem Motto: „Taub und trotzdem hören“ Das Cochlea Implantat an sich selbst ist ein Wunder der Menschen, denen die Hörgeschädigten am Herzen liegt, um ihnen das Gehör zu geben. Das Hören selbst…

  • Skriptwechsel für gehoerlosblog vollendet

    YUPPIEEEEHHHH – ich habe es endlich geschafft!!! 😀 😀 😀 😀 Der Skriptwechsel für gehoerlosblog ist endlich feeeeertig! Es kann jedoch sein, dass vielleicht einige der Links in den Berichten nicht mehr richtig weiterleiten. Ich wäre sehr dankbar, wenn Ihr mich auf die fehlerhafte Weiterleitung aufmerksam macht. Ich habe noch zwei Blogs umzustellen… da diese…

  • Schriftsprache für Gehörlose zum Leben erwecken

    In meinem Bericht „Eine harte Welt bei den Hörenden“ (hier drauf klicken) habe ich geschrieben, dass ich immer ein Fremdwörterbuch zur Seite hatte, um mir all die Fremdwörter zu merken. Ich hatte damit so ziemlich Schwierigkeiten, weil die Fremdwörter „trocken“ waren, und ich habe viel Zeit gebraucht, um sie mir einzuprägen. Dank der Hilfe und…

  • Perspektivenwechsel beim Mailänder-Kongress von 1880 (Satire)

    Perspektivenwechsel beim Mailänder-Kongress von 1880 (SATIRE) (Update: 10.11.2018 – Dieser Artikel wurde erstmals am 15.01.2011 veröffentlicht) Ich mache hier mal einen Perspektivenwechsel für die Auswirkungen durch das Verbot der Gebärdensprache beim Mailänder-Kongress von 1880. Kartoffelverbot führte zum Kartoffel essen Sicher erinnert sich so mancher unter euch an den Kartoffel-Verbot? Da wurden Kartoffeln angepflanzt. Die armen…

  • Noch ein Gedicht gefunden…

    Als ich in den letzten Tagen in meinen alten Unterlagen rein guckte, fand ich von mir noch ein Gedicht: „Ich sehe die Sonne, ich spüre ihre Wärme, ich spüre ihre Sonnenstrahlen. Und keiner kann die Sonne hören.“ (aufgenommen in Südfrankreich an der Côte d’Azur) Es ist ein sehr kurzes Gedicht, aber zutreffend. Oder? Zumindest kenne…

  • Umfrage Cochlea Implantat und Gebärdensprache

    Umfrage Cochlea Implantat und Gebärdensprache Jana Schulz hat diese Umfrage auf die Beine gestellt. Sie studiert Gebärdensprachdolmetschen an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie schreibt jetzt ihre Bachelorarbeit mit dem Thema „CI (=Cochlea Implantat) & Gebärdensprache?“ Dazu hat sie einen Online-Fragebogen erstellt, mit dem sie die Sprachnutzung von CI-TrägerInnen erfasst. Die Cochlea-Implantat-TrägerInnen können bis 25.11.2018 an der…

Ein Kommentar

  1. Der von JUDITH GÖLLER geschrieben Beitrag, der in der Tat den Klang des Poetischen in sich trägt, reflektiert mitee klaren Worten die Situation von Menschen, die eine zwar wirkliche reduzierte Sinneswahrnehmung haben, aber dennoch in der Wahrnehmung von Dingen und Menschen – Personen sind mit einem Fühlen sind
    wie jedweder Mensch.
    Und das Sich-nach-Außen-Kehren geschieht über die Ganzheit des Menschen – schließlich über das Gefühl, die Seele und das Herz.
    Und darum zu wissen, danach zu handeln, ist Liebe.
    Und nimmt man einem Menschen die-geistig-seelische Freiheit weg, dann versiegt in der Tat die Seele, so, wie es Judith Göller sagt.

    Stigmatisierung von Menschen, so auch bei Menschen mit Hörbehinderung, geschieht gerade deshalb, weil Menschen von z.B. Hörbehinderten oder auch blinden Menschen zu wenig wissen.

    Abschließend:
    Es geht immer darum – und dann kommt man der Integration (heute: Inklusion) ein Stück näher – das Wissen der anderen, der Noch-Unwissenden, um jene Erfahrungen, zu erweitern, die diese bislang noch nicht hatten.
    So lernen Kinder in der Schule, so lernen auch Erwachsene
    und so lernen Behinderte von Nichtbehinderten und Nichtbehinderte von Behinderten.
    Erst dann können Aussagen über Nichtbehinderte seitens der Behinderten und Aussagen der Nichtbehinderten über Behinderte realistisch und objektiv sein.
    Und dann mag manch Traurigkeit oder auch Ärger weniger sein.

    ERICH MEYER (hörend)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert