Eine harte Welt bei den Hörenden

Mit Mittlere Reife in der Tasche begann ich meine Ausbildung als Industriekauffrau.

Von der Gehörlosenschule „gut beschützt“ hinaus in die hörende Welt war für mich eine große Umstellung gewesen:

1.) Die Gehörlosenlehrer verstanden mich – die Hörenden, die mit Gehörlosen nichts zu tun hatten, verstanden mich nicht oder kaum.

2.) Ich stellte fest, dass mein Wortschatz immer noch zu klein war, um mich mit Hörenden austauschen zu können.

3.) Hinzu kam, dass ich sehr viel Geduld brauchte und im Gespräch immer wieder daran erinnern musste, dass hochdeutsch und deutlich ausgesprochen werden soll, damit ich dem Gespräch folgen kann.

Daraus ergab sich für mich, folgende Schritte zu machen:

– Besuch beim Logopäden, um meine Aussprache zu verbessern (ich wollte unbedingt verstanden werden von den hörenden Kollegen)

– Duden-Fremdwörterbuch immer zur Seite haben zwecks Vergrößerung meines Wortschatzes. Damit konnte ich auch gleichzeitig besser von den Lippen ablesen.

– Üben, üben, üben im Schreiben (Geschäftsbriefe – trockenes Amtsdeutsch…)

– Weiterhin viel Geduld haben im Umgang mit Mitmenschen, die noch nie etwas mit Gehörlosen zu tun hatten und meine Stimme mit dem „gehörlosen Dialekt“ ihnen befremdlich vorkommt.

Die gegenseitige Geduld sowie Rücksichtnahme ist die Voraussetzung für einen guten Austausch zwischen Hörenden und Gehörlosen.

Das war hart und herausfordernd! Das Ergebnis meiner Anstrengungen kann sich sehen lassen – siehe meine Blogs 😉

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