Für den Bericht „Schriftsprachkompetenz der Gehörlosen“ habe ich einen Kommentar bekommen, in dem steht, dass Deutsch nur eine Fremdsprache für die Gehörlosen ist.

Hier ist meine Antwort auf diesen Kommentar:

Wenn jeder behaupten würde, Deutsch sei eine Fremdsprache für deutsche Gehörlose, dann ist die Auswirkung sehr zum Nachteil für Gehörlose. Man veranlasst damit unwissende Hörende zur Meinung, die Gehörlosen seien stumm und tun nur mit Händen und Mimik gebärden/sprechen… (auch mit ein Grund, dass viele Hörende immer noch „taubstumm“ bei Gehörlosen sagen.)

Die Gehörlosen werden aufgrund dieser missverständlichen Verbreitung („Deutsch ist eine Fremdsprache für deutsche Gehörlose“) sogar als dumm angesehen bei unwissenden Hörenden.

Wegen diesem falschen Bild haben unwissende Hörende die Scheu, sich mit Gehörlosen zu unterhalten. Immer wieder musste ich feststellen, dass bei meinem hörenden Gesprächspartner, der erfährt, dass ich gehoerlos bin, eine winzige Änderung im Verhalten eintritt:

Zurückhaltender, unsicher, hemmend. Sehr oft ist diese Änderung für den Gehörlosen negativ. Durch diese negative Änderung wird der Austausch zwischen dem Gehörlosen und Hörenden eingeschränkt. Diese Änderung im Verhalten betrifft vor allem Hörende, die ein rückständiges, mittelalterliches („taubstummes“) Bild von den Gehörlosen haben. Auch dank der missverständlichen Verbreitung, die Landessprache sei eine Fremdsprache für Gehörlose.

Deshalb gefällt mir die Aussage, Deutsch sei für deutsche Gehörlose eine Fremdsprache, überhaupt nicht! Denn jeder Gehörlose, der in Deutschland geboren und/oder lebt, kann Deutsch verstehen. Der englische Gehörlose kann Englisch, der holländische Gehörlose kann holländisch, der italienische Gehörlose kann italienisch, der französische Gehörlose kann französisch usw., die Liste lässt sich beliebig fortsetzen *zwinker*… Deutsch ist für Gehörlose aus anderen Ländern eine Fremdsprache 😉

Es sind die Fremdwörter, die einem fremd vorkommen – nicht umsonst sagt man dazu: FREMDwörter 😉 Die Fremdwörter gibt es in jeder Sprache…

Die Gebärdensprache ist eine eigene Sprache für sich, eine wunderbare Sprache (Sprache des Lebens – davon können die Hörenden eine Menge lernen, um lebendiger zu werden 😉 ), aber immer im Zusammenhang mit der jeweiligen Sprache des Landes. Warum sonst wurde in Deutschland um die Anerkennung der DGS (DEUTSCHE Gebärdensprache!!) gekämpft?

Bezüglich der Schriftsprache ist es einfach die Tatsache, dass die Hörgeschädigten zwei-, dreimal mehr machen müssen als Hörende. Damit will ich überhaupt nicht sagen, dass Deutsch deswegen eine Fremdsprache für Hörgeschädigte sei. Nein! Es liegt ganz einfach daran, dass die Informationen nicht zu den Gehörlosen kommen. Aufgrund der Hörbehinderung werden die Hörgeschädigten daran „gehindert“, die Informationen wie jeder andere aufzunehmen.

Deshalb: Die Hörgeschädigten müssen zu den Informationen kommen, sich die Informationen holen!

Die Informationen über das Lesen, Fragen und Austausch zu holen, ist der beste Weg für Hörgeschädigte, weil sie hier die Informationen direkt bekommen.

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