Hier geht’s weiter mit meinem Filmbericht…
Jetzt begann der Countdown – endlich ging es los mit dem Anschauen des Filmes.
Auf weitere Einzelheiten des Filmes möchte ich nicht eingehen, aber einige Besonderheiten will ich – besonders für die Hörenden – hervorheben:
Der „Still-Leben“-Film ist aus einer anderen Perspektive gedreht worden, nicht so wie bei den Hörenden. Ich merkte hier sofort die andere Kameraführung, so wie die Gehörlosen mit ihren Augen die Welt wahrnehmen. Es ist eine andere visuelle Art.
Es wird den Hörenden ein Teil aus dem Leben der Gehörlosen, die gebärdensprachlich kommunizieren, nahezu realistisch wiedergegeben – mit den typischen Eigenschaften der Gehörlosen.
Dann die Kamera-Richtung, dass man die Gesichter immer sieht, wenn die Gehörlosen im Film miteinander kommunizieren. MM Manfred Mertz hat es sehr gut verstanden, die typischen Eigenschaften der Gehörlosen in den Film zu packen und darzustellen, so dass man hier richtig spürt: Das ist eine ganz andere Welt als bei den Hörenden. Die Hörbehinderten im Publikum haben sich im Film wieder erkannt.
Es ist ein Film-Drama, bei dem das Publikum traurig wird, Gänsehaut bekommt, je nach seinem eigenen Empfinden … Hinzu kommt, dass das Publikum einen kleinen, aber fantastischen Einblick in die Welt der Gehörlosen bekommt.
Aber an einigen Stellen muss man auch lachen, beispielsweise, wenn das gehörlose Ehepaar im Bett immer Licht anmachte, als das Paar sich stritt – Licht an, einer möchte nicht mehr weiter „zuhören“, macht das Licht aus, dann wird wieder Licht angemacht, um weiter zu diskutieren, dann will wieder einer nicht mehr „zuhören“ und macht das Licht aus und so weiter. Diese Licht/Dunkel-Szene verdeutlicht ganz genau die andere Welt, in der die Hörbehinderten und die Hörenden, die mit ihnen zusammenleben, sind.
Die Filmmusik betonte die Dramatik des Filmes. Der Musiker Johannes Bernd hat es sehr gut hinbekommen, dass man die „Stille“, in der die Gehörlosen sich befinden, mithilfe der Musik nachempfinden kann, soweit es möglich ist. Die jeweilige Stimmung wird betont mitgetragen. Mal sanft, leise, dann mal drohend – das haben sogar die Gehörlosen ohne Hörhilfe im Publikum mitbekommen, dank der Musikanlage im Kinosaal.
Charakterlich hat das Schauspielerteam, das selbst überwiegend aus gehörlosen Familien stammt, die Rollen gemeistert. Ich habe meine Freundin Gerda, die im Film auch mitspielte, gar nicht wieder erkannt. So böse kenne ich sie überhaupt nicht! :-0
Ich saß in der dritten Reihe hinter den Darsteller/innen, die selbst den Film zum ersten Mal in voller Länge sahen. Als sie sich selbst im Film sahen, mussten sie so lachen, egal wie dramatisch die Filmszene erschien. Hier dachte ich, hier sind sie mal gar nicht anders als die hörenden Schauspieler. Die hörenden Schauspieler/innen lachen ja auch immer bei den Tragödie-Filmen – irgendwie als Ausgleich, weil sie im Film so ernst sein müssen.
Der „Still-Leben“-Film ist insgesamt sehr gut ausgestattet mit Ton, Untertitel, Gebärden und Filmmusik, so dass alle, egal ob hörbehindert oder nicht, im Publikum voll auf ihre Kosten kommen.
Es lohnt sich, sich von diesem Film unterhalten zu lassen!
Als der Film zu Ende war und der Saal wieder in Licht eingetaucht wurde, sah ich hier und dort Augen, in denen das Wasser schwamm …
Dann wurden die Schauspieler auf die Bühne gebeten und vorgestellt. Nach der Danksagung an das Filmteam bzw. Sponsoren, die im Hintergrund mithalfen (siehe Bild im ersten Bericht oben) stellten sich die Mitwirkenden auf die Bühne für das Gruppenfoto.
v.l.n.r.: Nina Krautscheid, Kirsten Dabelstein-Sieben, Gerda Reinhard, Michael Neuhäuser, Melanie Klee, Tanja Pontius, Stefan Ritz, Sabine Jesse, Elina Büter, Claudia Krämer, MM Manfred Mertz, Moderator Oliver Sieben
Hier umarmt MM Manfred Mertz
ganz herzhaft seine Filmtochter (Nina Krautscheid).
Danach begaben sich die Schauspieler/innen zusammen an den langen Tisch, um Autogramme zu geben. Man konnte dabei sozusagen die Darsteller/innen „anfassen“. Das schöne Filmplakat konnte gekauft werden mitsamt den Autogrammen, sowie auch die bedruckten T-Shirts mit dem Filmbanner.
Dabei hatte ich die Gelegenheit, mit dem Musiker Johannes Bernd zu sprechen. Mich beeindruckte ja sehr, wie die Musik so gut zu dem Film passte. Ich fragte ihn, welche Musikinstrumente er dabei verwendete. Er berichtete mir, dass er hier hauptsächlich mit Cello, Gitarre und Harfe komponierte. Klavierspiel war auch drin. Dass hier die Harfe eingesetzt wurde, ist auch schon ziemlich ungewöhnlich.
Anschließend gab es Fingerfood für die „Still-Leben“-Filmgäste. Dabei konnten alle ihre Eindrücke über den Film austauschen und berichten, wie sie den Film aufgenommen haben, welche Filmszenen ihnen am besten gefallen haben, wie sie die Schauspieler/innen empfanden. Die Darsteller/innen kamen selbst auch zu Wort und erzählten von ihren Film-Erfahrungen, dass es nicht so einfach war und oft ein harter Job war mit den ständigen Wiederholungen für die Film-Szene und vieles mehr …
Die Filmpremiere fand ihren Ausklang um 2.00 Uhr nachts.