Freak City mit hörgeschädigten Darstellern in der Phase II
Freak City ist einer der wenigen Filme, in denen gehörlose Charakter auch von gehörlosen Darstellern verkörpert werden.
Dieser Film beruht auf den Roman Freak City von Kathrin Schrocke:
Dieses Buch beinhaltet eine Liebesgeschichte in der Welt der Gehörlosen. Es wurde für den Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis nominiert. Auf der Buchmesse Krakau wurde es als bestes internationales Jugendbuch des Jahres 2012 gekürt.
Im Amazon *) wird dieses Buch sehr gelobt und weiter empfohlen. Aus diesem erfolgreichen Roman entsteht ein Kinofilmprojekt mit 110 Filmminuten mit gehörlosen Darstellern! Richtig spitze.
Dazu gibt es weitere Infos auf der Freak City-Projektseite (hier klicken). Wer großes Interesse hat, kann sich hier umsehen und über Crowdfunding den Film mit unterstützen. Das Film-Projekt ist inzwischen in der Postproduktion (Schnitt, die digitale Nachbearbeitung der Bilder im Computer sowie das Vertonen und Unterlegen der Bilder mit Musik…). Mehr hier im Video zur 2. Phase:
https://vimeo.com/188996553
Andreas Kannengießer (Regie, Kamera) – Seine Botschaft zum Film:
„Freak City“ wird ein Film über Kommunikation.
Eine Liebesgeschichte. Kommunikation und Liebe –
beide Begriffe sind so schwer zu definieren.
Vielleicht sind sie Weg und Ziel.
Oder ein und dasselbe.
Hier jedenfalls lustig.
Birgit Stauber (Produzentin, Drehbuch) – Ihre Botschaft zum Film:
„Freak City“: Eintauchen in fremde Welten.
Wünsche und Widerstände.
Sex, sich verlieben und Mut.
Ein kleiner Einblick in die Filmarbeit für Freak City, hier kommt die gehörlose Hauptdarstellerin „Lea“ alias Dana zu Wort. Dieses Video ist mit Untertitel ausgestattet:
Ich finde es sehr imponierend, dass die ganzen Film-Teammitglieder, bestehend aus Hörenden und Hörgeschädigten (Gehörlose und Schwerhörige), in der Kommunikation miteinander gearbeitet haben, teils mit Hilfe der Gebärdensprachdolmetscher, teils mit gehörlosen Beratern für Gebärdensprache & -kultur . Es war mit Sicherheit nicht einfach für Hörende, die zuvor noch keine Kommunikations-Berührungen mit den Hörgeschädigten hatten. Der erfolgreiche Roman von Kathrin Schrocke hat sehr wohl dazu beigetragen, dass sich hier die Hörenden und Hörgeschädigten in der Kommunikation berühren und besser verstehen. Das Gleiche gilt für uns Zuschauer, ob hörend, hörgeschädigt oder was auch immer.
Was ich hier schön finde, ist, dass hier der Mitleid mit Hörgeschädigten gar nicht angesprochen wird. Das ist umso schöner, weil wir Hörgeschädigte keinen Mitleid wollen, zumindest ich persönlich nicht. Wie der Regisseur Andreas Kannengießer bereits andeutete, ist der Film mit einem Schuss Humor ausgestattet. Das finde ich richtig toll!
Mit der Fanseite können wir uns auf dem Laufenden halten:
https://www.facebook.com/freakcity.film
Ich habe zu diesem Film einige Fragen an das Projektteam Birgit Stauber (Produzentin, Drehbuch) und Andreas Kannengießer (Regie, Kamera) gestellt:
Wie war / ist die Zusammenarbeit mit den gehörlosen Darstellern in Eurem Filmprojekt? Habt Ihr immer die Gebärdensprachdolmetscher benötigt?
Zusammenarbeit mit Gehörlosen:
Bereichernd und spannend, weil neue Welt und neue Sicht auf Dinge.
Schwierig, weil am Filmset grundsätzlich immer die Zeit knapp ist – wenn man dann nicht die gleiche Sprache spricht, sondern eine gemeinsame erst finden muss. Und es gibt einige Dinge am Filmset, die vor allem die jugendlichen SchauspielerInnen erst lernen mussten. Es ist einfach wirklich eine riesengroße Herausforderung für alle!
Die letzte Drehwoche im Oktober 2016 lief dann wirklich klasse – wir haben in 7 Wochen Dreharbeiten einfach echt viel dazugelernt, beide Seiten, denken wir ;0)
Es waren immer GebärdensprachdolmetscherInnen da, das fanden wir extremst wichtig. Ansonsten hätten wir nicht kommunizieren können, vor allem nicht für Filmdreharbeiten – da geht es zum einen um Organisatorisches (wer dreht was wann und hat welches Kostüm an), dann aber auch um Inhaltliches (was passiert im Drehbuch, „funktioniert“ eine Szene oder nicht). Das geht nur mit Topsprachkompetenz.
Wir hatten mit unserem Gebärdensprachdolmetsch-Team extremes Glück (es waren insgesamt 23) – und haben auch hier dazu gelernt. Zum Beispiel, dass es gut und wichtig ist, mehrere DolmetscherInnen gleichzeitig am Set zu haben, damit sie sich abwechseln können.
Insgesamt war die Arbeit intensiv, bereichernd, herausfordernd – und wir können es kaum erwarten, alle für die Tonaufnahmen wiederzusehen!
Dann sehen zumindest die SchauspielerInnen schon einmal ihre Szenen – das wird klasse werden. Im Moment sehen ja nur wir (Andreas, Birgit) und ein weiterer Kollege das Material und die fertig geschnittenen Szenen. Die anderen haben ja teilweise schon ein halbes Jahr nichts mehr mitbekommen, die werden sich bestimmt freuen ;0))))
Das ist sehr aufschlussreich. Könnt Ihr inzwischen die Gebärdensprache?
Wir hatten vor Filmbeginn 2,5 Kurse bei Steffen von der gebaerdenservice.de gemacht – das reicht aber natürlich nicht für eine richtige Kommunikation.
Wir wollen aber nochmal einen Intensivkurs machen, wenn der Schnitt fertig ist ;0))
Wir sind super stolz auf alle und hoffen, sie werden sich über den fertigen Film freuen!
Wow, vielen Dank für die Antworten – da würde ich mich sehr freuen, wenn diese Botschaft an all diese Schauspieler und Teammitglieder weiter gegeben wird 🙂
Der Kinofilm wird voraussichtlich wohl ab Sommer 2017 ausgestrahlt werden. Wir dürfen sehr gespannt darauf sein.
Eure Gehörlosbloggerin