Die Schriftsprachkompetenz bei Gehörlosen ist meist vernachlässigt.
Viele sagen, es läge an der Gebärdensprache mit der eigenen Grammatik.
So ganz verstehe ich diese Aussage nicht.
Denn wieso kommen die Hörenden dann mit dem Deutsch klar, wenn sie auch Englisch, Französisch usw. beherrschen, und diese Fremdsprachen haben auch ihre eigene Grammatik?
Ich denke eher, dass es einfach daran liegt, dass sich die Informationen bei den Hörgeschädigten verlieren. Über die Gebärdensprache bekommen Gehörlose die Informationen, jedoch mehr auf emotionaler Basis vermittelt.
Wenn ich selbst im Fernsehen die Nachrichten sehe, innerhalb der Sendung mittels kleinen eingeblendeten Film mit einem Gebärdensprachdolmetscher die Nachrichten gedolmetscht werden, ich wüsste nicht genau, wie ich diese Gebärden den Hörenden dolmetschen könnte, weil hier viel mehr die Emotionen im Vordergrund stehen. Namen und Orte/Länder werden per Fingeralphabet „geschrieben“. Fremdwörter werden nicht vermittelt.
Über das Lesen bekommen die Gehörlosen direkt die Informationen – leider ist die Schriftsprache für die meisten Gehörlosen „staubtrocken“, dass sie deshalb nicht gerne lesen. Ihnen fehlt die Lebendigkeit, die Mimik der Sprache.
Bei den Hörenden gibt es auch so viele, die überhaupt nicht gerne lesen. Die Schriftsprachkompetenz von diesen Hörenden lässt ebenso viel zu wünschen übrig.
Für die Gehörlosen ist es immer noch am besten mit dem Lesen, um ihre Schriftsprachkompetenz zu erhöhen. So kommen sie direkt an die Quelle der Nachrichten, direkt an die Wörter. Wenn in den Wörtern, Texten und Büchern „das Leben“ gefunden wird, liest es sich auch viel leichter und angenehmer!
Dadurch verbessert sich die Schriftsprachkompetenz bei Gehörlosen und die Gehörlosen gewinnen ein Stück mehr Unabhängigkeit.
Bei den Gehörlosen führt leider kein Weg daran vorbei, alles zwei oder drei Mal mehr zu machen als die Hörenden, um an die Informationen ranzukommen, die am „fehlenden Gehör vorbeirauschen“. Die Gehörlosen müssen direkt an der „Quelle der Informationen zapfen“.
Ich schreibe gleich im nächsten Bericht ein Fremdwort-Beispiel, wie ich selbst die Sprache lebendig werden lasse.