Taube Nuss – Buchbesprechung
Vor mir liegt das Buch „Taube Nuss – Nichtgehörtes aus dem Leben eines Schwerhörigen“ vom schwerhörigen Autor Aleander Görsdorf. Mir fiel das Blog Not quite like Beethoven von Alexander Görsdorf schon im Jahr 2009 auf und seitdem besuche ich immer mal wieder sein Blog.
Sein Buch begeisterte mich mit einer persönlichen Widmung für mich: „Von bloggender Taube Nuss zu bloggender tauber Nuss“.
Darüber muss ich sehr schmunzeln. Mit dem Begriff „Tauber Nuss“ hat er ins Schwarze getroffen, denn gerade wir Hörgeschädigte können uns selbst auf die Schippe nehmen, wenn es um einen solchen Spruch geht. Ein Hörender würde es wohl eher als beleidigend empfinden.
Meine Buchbesprechung unterscheidet sich durchaus von denen der Hörenden. Das liegt daran, weil ich eine Schicksalsgenossin von ihm bin.
Als ich das Buch „Taube Nuss“ mit voller Spannung erwartete, ahnte ich noch nicht, dass ich es noch am gleichen Abend komplett verschlang und etwas traurig war, als das Buch sein Ende hatte.
Das Buch rief in mir verschiedene Stimmungen hervor, lächeln, zustimmen, auflachen. Einige Male blieb das Lachen sogar in meinem Hals stecken, als ich die hilflose, einsame und deprimierte Stimmung zwischen den Zeilen herauslas, weil ich sie aus eigener Erfahrung viel zu gut kenne. Die Hörgeschädigte nachempfinden können und von der die Hörenden etwas erahnen können, aber oft nicht richtig nachvollziehen können.
Es ist dem Alexander in seinem Buch sehr gut gelungen, als ein Mensch mit schwindendem Gehör seinen abstrakten Alltag zu beschreiben, typisch für Hörgeschädigte. Das fängt schon gleich beim Aufwachen an, und zwar mit einem speziellen Wecker (den gleichen habe ich 😉 ). Dann die kommunikativen Barrieren, mit denen ein Hörgeschädigter tagsüber zu kämpfen hat, in so gut wie in allen Bereichen, vom Aufwachen über Sex bis hin zu verschiedenen Strategien für die Kommunikation. In so gut wie jeder von ihm beschriebener Szene erkenne ich mich. Die gleichen Schwierigkeiten, mehr oder weniger, die auch mir begegnen. Und anschließend seine Erfahrungen mit dem Cochlea Implantat und wie es damit wieder aufwärts ging.
Wie froh war ich, als er schrieb, dass er bei seiner Arbeit von seinem Chef so beschrieben wurde, dass er sich wie ein Chef verhalten würde. Weil er sozusagen den Faden der Kommunikation in seine Hände holte und behalten wollte. Um die Kommunikation selbst steuern zu können, damit er alles, aber auch alles verstehen und mitbekommen kann. Auch mir passierte es, dass ein Kollege sich darüber beschwerte, ich würde mich ihm gegenüber wie eine Chefin verhalten, obwohl ich nicht das Sagen hätte, sondern sein Chef. Ich fühlte mich in dieser Sache ebenso nicht verstanden von meinen Kollegen. Es ist wirklich eine Barriere in der Kommunikation, die keiner der Hörenden sieht und wahrnimmt.
Ich verrate die genauen Details aus dem Buch „Taube Nuss“ nicht 🙂 Es ist ein wunderschönes Buch, das gelesen werden möchte, von allen Menschen, ob hörend oder hörgeschädigt oder wer auch immer:
„Taube Nuss“ ist sehr unterhaltsam und zugleich spielerisch aufklärend. Es macht für Hörende richtig Spaß, auf diese Weise herauszufinden, warum wir Hörgeschädigte so ticken. Und mir als gehörlose CI-Trägerin gefällt es, weil er die Szenen mit der Komminaktionsproblematik so gut beschreibt und das Geheimnis der Hörgeschädigten preisgibt (siehe „Hörgeschädigte und ihr Geheimnis“).
Eine herrlich erfrischende Abwechslung zur Fachliteratur über hörbehinderte Menschen:
Taube Nuss – Nichtgehörtes aus dem Leben eines Schwerhörigen
Alexander Görsdorf
Verlag: rowohlt polaris
ISBN: 978 3 499 61600 6
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Siehe auch die persönliche Buchvorstellung von Alexander Görsdorf im ZDF-Mediathek, leider ohne Untertitel:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/168#/beitrag/video/2041584/Alexander-G%C3%B6rsdorf—eine-%22taube-Nuss%22
Danke für die nette Besprechung, freut mich, dass es Spaß gemacht hat, zu lesen! : )